Presbyakusis ist der medizinische Fachausdruck für die sogenannte Altersschwerhörigkeit. Er leitet sich aus dem Altgriechischen ab von presbys (deutsch: alt) und akousis (deutsch: hören).
Eine Person, bei der eine Altersschwerhörigkeit vorliegt, hat beim Hören eine erhöhte Reizschwelle. Das bedeutet, dass sie einen Ton erst bei höheren Lautstärken hört als normalhörende Personen. Presbyakusis oder Altersschwerhörigkeit tritt in der Regel ab dem 5. oder 6. Lebensjahrzehnt auf. Dabei ist die Abnahme der Hörleistung in der Regel symmetrisch, also auf beiden Ohren gleich.
Eine gewisse Verschlechterung der Hörleistung mit zunehmendem Alter ist normal. Ab Erreichen des Erwachsenenalters nimmt die Hörleistung bei nahezu allen Personen ab. Besonders betroffen davon sind die höheren Frequenzbereiche. So kann etwa das Pfeifen einer Hundepfeife von Jugendlichen noch gut wahrgenommen werden, während Erwachsene ihren Klang häufig nicht mehr hören können.
Erste Anzeichen für eine Presbyakusis werden manchmal von Angehörigen des Betroffenen früher bemerkt als vom Betroffenen selbst: Beispielsweise ist es möglich, dass eine betroffene Person beim Fernsehen oder Radiohören eine besonders hohe Lautstärke einstellt oder auf eine Ansprache hin nicht wie gewohnt reagiert. Auch Verhörer kommen vor, sodass ähnlich klingende Worte verwechselt werden.
Liegt eine Schwerhörigkeit vor, bemerkt es der Betroffene häufig auch daran, dass das Zuhören bei Gesprächen besonders in Situationen mit Umgebungslärm erschwert ist. Insbesondere das “Herausfiltern” dessen, was man Hören will, fällt plötzlich erhebtlich schwerer.
Die Diagnostik der Presbyakusis erfolgt in der Regel durch eine Tonschwellen-Audiometrie beim HNO-Arzt. Dabei werden dem Patienten auf unterschiedlichen Frequenzen Sinustöne vorgespielt. Zunächst bietet man den Ton sehr leise dar und erhöht die Lautstärke imm weiter, bis der Patient angibt, den Ton zu hören. Die Untersuchung gliedert sich dabei in die Erhebung des Hörvermögens in Luft- und Knochleitung. Verbindet man nun die so ermittelten Messergebnisse für die verschiedenen Frequenzen, so ergibt sich die Hörkurve des Patienten.
Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation von 2001 gilt eine Person als schwerhörig, wenn sie auf dem besseren Ohr einen dauerhaften Hörverlust von nicht weniger als 26 dB HL auf den Frequenzen von 500, 1000, 2000 und 4000 Hz besitzt. Die untenstehende Tabelle zeigt die Einteilung der Schwerhörigkeit nach den Richtlinien der europäischen Kommision in Anlehnung an Heger und Holube (2010):
Schwerhörigkeitsgrad |
Hörverlust auf dem besseren Ohr in dB HL |
---|---|
normal (normal) |
≤ 20 |
geringgradig (mild) |
21 - 39 |
mittelgradig (moderate) |
46 - 69 |
hochgradig (severe) |
70 - 94 |
an Taubheit grenzend (profound) |
≥ 95 |
Manche epidemiologische Studien zeigen, dass das Ausmaß einer Schwerhörigkeit ein Vorhersagefaktor (Prädiktor) für Tinnitus sein kann. Das bedeutet, dass durch eine vorliegende Schwerhörigkeit die Wahrscheinlichkeit steigt, einen Tinnitus zu haben. Als gesichert gilt, dass einem Tinnitus in den meisten Fällen eine Verminderung des zentralen Signal-Inputs vorausgeht (Weisz, 2013).
Quellen: Heger, D., & Holube, I. (2010). Wie viele Menschen sind schwerhörig. Zeitschrift für Audiologie, 49(2), 61–70. | Weisz, N. (2013). Aktuelle Trends aus der neurowissenschaftlichen Tinnitus-Forschung und deren klinische Implikationen. Tinnitus-Forum, 17(1), 18–21.
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